Wie bringt man Mitarbeiter ins experimentieren? Mit Hypothesenworkshops!
- Prof. Dr. Arjan Kozica
- 5. Okt. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. März 2020
Experimentierräume sind eine tolle Vorgehensweise, um digital transformierte Arbeitswelten aktiv zu gestalten. Seit der Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) haben viele Unternehmen Experimentierräume aufgesetzt, um Selbstorganisation, eigenverantwortliches Arbeiten oder andere neue Arbeitsweisen zu erproben (siehe https://www.experimentierraeume.de).
Das Schöne und Wirkungsvolle an der Methode der Experimentierräume ist, dass die Betroffenen selbst experimentell Neues erproben. Sie dürfen und sollen Ausprobieren, Scheitern, Verwerfen, neu Erfinden und tasten sich so experimentell in die neue Arbeitswelt vor.
Damit ein Experimentierraum gelingt, müssen die beteiligten Personen offen für das experimentelle Vorgehen sein. Wie aber gelingt das? Eine Möglichkeit, den "Experimentiermodus" bei den TeilnehmerInnen zu fördern, ist der Hypothesenworkshop, der beim Start des Experimentierraums durchgeführt wird.
In einem Hypothesenworkshop erarbeiten die TeilnehmerInnen des Experimentierraums selbst Hypothesen dazu, was im weiteren Verlauf des Experimentierraums (vermutlich) passieren wird. Diese Idee orientiert sich an wissenschaftlichen Experimenten: Klassischer Wissenschaftstheorie folgend werden Experimente durchgeführt, um falsche Hypothesen auszuschließen. Gleichzeitig wird es dadurch wahrscheinlicher, dass eine "bestätigte" Hypothese tatsächlich richtig sein könnte. Die Hypothesen bedingen den Aufbau des Experimentens, denn das Experimentaldesing muss dazu taugen, die Hypothesen am Ende zu bestätigen oder zu verwerfen.
Dieses Vorgehen kann im Experimentierraum für neue Arbeitswelten kopiert werden. Die Beteiligten überlegen am Anfang ihres Experimentierraums systematisch, welche Hypothesen sie über den Experimentierraum haben. Ein Team möchte bspw. "Selbstorganisation" erproben: Was glauben die TeilnehmerInnen, wird vermutlich passieren? Wie werden sich die Aufgaben verlagern? Wird die Arbeitsbelastung steigen? Wird das Team kreativer? Diese Fragen können die Teammitglieder am Anfang des Experimentierraums diskutieren und in Form von Hypothesen festhalten: "Die Einführung von Selbstorganisatin wird dazu führen, dass der Zusammehalt im Team ansteigt". Die Teammitglieder können im Hypothesenworkshop dann noch festlegen, woran sie am Ende des Experimentierraums festmachen, ob diese Hypothese eingetreten ist. So formuliert bietet diese und weitere formulierte Hypothese eine Richtschnur für die TeilnehmerInnen am Experimentierraum und ermöglichen es Ihnen tatsächlich besser experimentell - das heißt Realitäten testend - vorzugehen. Und auch die Evaluation am Ende des Experimentierraums gelint besser: Was ist nun eingetreten und was nicht? Und was lernt man daraus?
Den Hypothesenworkshop als ein Bestandteil einer systematischen Vorgehensweise bei Experimentierräumen haben wir übrigens bereits selbst durchgeführt. Derzeit begleiten wir (Arjan Kozica, Daniel Thiemann und Veronika Kunath, als Drittmittelprojekt der ESB Business School) zusammen mit dem Fraunhofer IAO Stuttgart (Frau Josefine Hofmann und ihr Team) die AOK Baden-Württemberg dabei, neue Arbeitsweisen experimentell zu erproben. Das Projekt läuft noch, der erste gestartete Experimentierraum zum Thema Selbstorganisation hat demnächst "Halbzeit". Wir sind gespannt auf die Ergebnisse unserer Evaluation.
Und zuletzt noch ein Literaturtipp, für die die sich systematischer mit der experimentellen Organisationsentwicklung auseinandersetzten wollen: https://t1p.de/jaqk (und herzlichen Dank an Philipp Schaller für den Gedankenaustausch zum Thema!).

コメント